Bergholz-Rehbrücke, 24.09.2006 „Große Straßenbauprojekte wie
die Havelspange können sehr wohl aus dem Bundesverkehrswegeplan
herausgenommen werden“, meint der Stuttgarter
Straßenbau-Ingenieur und Fachberater für Verkehrsprojekte,
Hans-Peter Kleemann. „Entscheidend dafür ist allerdings eine
möglichst frühzeitige Artikulation des Bürgerwillens“. Dies
konnte er mit zahlreichen Beispielen aus dem Bundesgebiet
belegen.
„Bürgerbeteiligung bei überörtlichen Straßenbauvorhaben“ – zu
diesem Thema hatte die „Lokale Agenda 21“ der Gemeinde Nuthetal
zusammen mit dem ARGUS e.V. aus Potsdam auf Anregung der
Bürgerinitiativen rund um den Templiner See am Wochenende nach
Bergholz-Rehbrücke eingeladen.
Kleemann kritisierte das gängige Vorgehen von
Straßenbauverwaltungen: Erst werden große Umgehungsstraßen
kreisförmig um die Städte angelegt, um diese dann nachträglich
durch Abkürzungsstrecken zu durchschneiden. Diese Vorgehensweise
würde sich beim Bau der Havelspange wiederholen: Statt den
Berliner Ring zu befahren, würde der Fernverkehr – dank
Navigationssystem - die etwa 28 Kilometer kürzere Strecke über
die Havelspange nutzen.
Der Bau einer Verkehrstrasse steht und fällt mit dem Nachweis
des Bedarfs. Dieser ist von den Planern nachvollziehbar zu
erbringen. Die zahlreichen Vertreter der Bürgerinitiativen sind
sich darin einig, dass der Bedarf für die Havelspange mit den
bisher von der Potsdamer Verwaltung vorgelegten veralteten
Zahlen und unzulänglichen Verkehrs- und Bevölkerungsprognosen
nicht erbracht worden ist.
Respekt und Anerkennung lösten die Schilderungen von Heiner
Müller-Ermann aus: Seine „Aktionsgemeinschaft gegen die A 94“
hat über 30 Jahre lang mit phantasievollen Aktionen und dank
erstklassiger juristischer Unterstützung den Bau eines neuen
Autobahnabschnitts in der Nähe von München bis heute verhindert.
Damit ist diese Initiative nach seinen Aussagen die älteste
aktive Bürgerinitiative gegen ein Verkehrsprojekt des Bundes.
„Die Auswertung der Erfahrungen anderer Bürgerinitiativen macht
Mut und beweist, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so die
einhellige Meinung der Teilnehmer.
Verantwortlich im Sinn des Pressegesetzes:
Bürgerinitiative „Werder blüht was“, Gunnar Assmann
Bürgerinitiative Potsdam-West, Prof. Dr. Albrecht Söllner
Bürgerinitiative „Rettet den See“, Hans-Joachim Kursawa |